Finanzen: Unterschiede der Geschlechter

Von Finanzwissen bis Altersvorsorge

Familie 5 min Lesedauer 15.01.2024
Unterschiede Frauen Männer Finanzen

Die Zeiten, in denen sich vor allem Männer um finanzielle Angelegenheiten gekümmert haben, sind zum Glück vorbei. Allerdings gibt es auch heute noch Unterschiede bei Frauen und Männern, wenn es um Finanzen geht.

1. Das Finanzwissen und der Umgang mit Geld

Persönliche Finanzen, Altersvorsorge und Vermögensaufbau haben in den letzten Jahren an medialer Präsenz gewonnen, weshalb sich mehr Frauen mit dem Thema auseinandersetzen. Das zeigen auch die Ergebnisse einer Klarna-Studie von 2023 unter knapp 20.000 Kund*innen aus 18 Ländern: Der Anteil an Frauen in Deutschland, die Interesse an den eigenen Finanzen zeigen, liegt bei 67%, Männer kommen auf 72%. Im internationalen Vergleich liegen deutsche Frauen auf Platz 6; die Finninnen belegen Platz 1 mit 78%.

Allerdings verfügen weltweit Frauen über weniger Finanzbildung als Männer, wie eine Studie des Deutschen Wirtschaftsinstituts (DIW) von 2016 zeigt. „Es ist auffällig, dass in Deutschland der Wissensunterschied zwischen Frauen und Männern größer ist, je schwieriger die Frage wird“, sagt Antonia Grohmann vom DIW.

Die Gründe für die Wissenslücken liegen laut DIW vor allem

  • im Einkommen,
  • im Alter,
  • in der Bildung sowie
  • in der Erfahrung mit Finanzen.

Die Ökonomin und Gründerin des Female Finance Forums, Claudia Müller, sieht noch zwei weitere Gründe: „Der Finanzsektor ist nicht geschlechterneutral, sondern von Männern für Männer gemacht. Viele Frauen fühlen sich von dieser männlichen Ansprache nicht gemeint oder sogar eingeschüchtert.“

Außerdem spielen Geschlechtermuster eine Rolle, so Müller. „Der Glaubenssatz, dass Geldangelegenheiten Männersache seien, wirkt sich negativ auf das finanzielle Selbstvertrauen von Frauen und ihr Interesse aus.“ Oft höre sie die Aussage: „Mein Mann kümmert sich bei uns um die Finanzen“, zudem reden Väter häufiger mit ihren Söhnen über Finanzen als mit ihren Töchtern. „Mütter reden meist gar nicht über Geld und sind als Finanzvorbilder eher unterrepräsentiert. Somit wachsen Frauen bereits mit weniger finanziellem Selbstbewusstsein und typischen Rollenklischees auf.“

2. Die Geldanlage: Aktien und Tagesgeldkonto

Die Finanz-Unterschiede von Frauen und Männern beim Thema Geldanlage zeigen sich vor allem in der Art, wie das jeweilige Geschlecht Geld anlegt. So ergab im vergangenen Jahr eine Studie des Marktforschungsinstituts GFK im Auftrag des Flossbach von Storch Research Institute unter rund 2.000 Personen (davon jeweils die Hälfte Männer und Frauen) im Alter zwischen 18 und 74 Jahren, dass Frauen eher auf Tagesgeldkonten vertrauen und weniger in Aktien investieren als Männer. Allerdings gibt es eine leichte Tendenz nach oben: 2022 sind mehr Frauen an der Börse eingestiegen als Männer.

„Einer der Gründe, weshalb Frauen seltener am Aktienmarkt investieren, ist der Gender Pay Gap, die geschlechtsspezifische Lohnlücke“, erklärt Claudia Müller. Laut Statistischem Bundesamt beträgt diese 18%. „Kein Wunder, dass Frauen nur etwa halb so oft an der Börse investieren wie Männer – sie können es sich einfach weniger gut leisten.“

Finanzcoachin Bianka Thielcke von „Ein guter Start“ beobachtet das zögerliche Verhalten beim Investieren aber auch bei Frauen, die mehr Geld zur Verfügung haben. „Oft gehen die Investitionen über ein Tagesgeldkonto nicht hinaus“, bestätigt Thielcke. „Manchmal fehlt das Interesse, aber auch der Mental Load ist oft schon so groß, dass Frauen sich um dieses Thema nicht auch noch kümmern wollen.“

3. Die Sparquote und die Altersvorsorge

Auch wenn die Deutschen immer noch zu den Top-Sparer*innen zählen: Etwa 40% der Menschen in Deutschland haben so gut wie keine Ersparnisse. Unterschieden wird zwischen monatlichen Ersparnissen, also einer Sparquote, und langfristigen Ersparnissen, wie einer Altersvorsorge. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind hier besonders groß: Laut DIW haben Frauen durchschnittlich eine Sparquote von 14%, Männer sparen dagegen nur 10% ihres monatlichen Einkommens. Doch unter den 40% ohne Ersparnisse seien Frauen, so der DIW, besonders häufig vertreten.

Drei Gründe für das Ungleichgewicht:

  • der Gender Pay Gap,
  • die höhere Besteuerung des Arbeitseinkommens von Zweitverdienenden (meist Frauen, die nach der Elternzeit wieder in den Job starten) und
  • Frauen investieren viel seltener in etwa Aktien und nutzen dagegen eher Spareinlagen, was eine geringere Rendite mit sich bringt.

Bianka Thielcke beobachtet bei ihren Kundinnen aber, dass Frauen ihre Selbstwirksamkeit später wieder entdecken. „Vor allem wenn die Kinder größer sind und sie beruflich nochmal neu starten wollen.“ Jüngere Frauen seien dagegen oft mit mehr Female Empowerment aufgewachsen und haben daher eine geringere Hemmschwelle, ihr Geld zu investieren. „Immer mehr Frauen wird bewusst, dass sie sich nicht auf die gesetzliche Rente und auch nicht auf die partnerschaftliche Absicherung im Alter verlassen können und wollen.“

4. Konsumverhalten und Kreditaufnahme

Wenn es darum geht, Kleidung zu kaufen, liegen Frauen in ihrem Konsumverhalten klar vor den Männern: Nach einer Umfrage des IFD Allensbach von 2023 macht es rund 58% Spaß, während nur 18% der Männer dem Shopping etwas abgewinnen können. 

Dagegen nehmen mehr Männer einen Kredit auf als Frauen. Und: Männer erhalten laut Verivox häufiger einen höheren Kreditrahmen und einen günstigeren Zinssatz bei der Kreditaufnahme als das weibliche Geschlecht. Warum das so ist? Der Unterschied resultiert auch hier wieder aus dem Gender Pay Gap.

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