EU-Klimapaket „Fit for 55“ – Was das fürs Autofahren bedeutet

Was die EU-Kommission und die Autobranche für die Verkehrswende planen

Verbrauchertipps 5 min Lesedauer 05.01.2024
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„Fit for 55” – die EU-Kommission plant, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 55 % weniger Treibhausgase im Vergleich zu 1990 ausgestoßen werden. Bis 2035 sollen die Emissionen neuer Pkw und leichter Nutzfahrzeuge dann verglichen mit heute auf Null reduziert werden.

Spätestens Mitte des nächsten Jahrzehnts dürften so in den EU-Staaten keine herkömmlichen Benzin- und Dieselautos mehr neu zugelassen werden.

Außerdem sieht der Plan vor, die EU-Staaten zu verpflichten, ihre Fernstraßen für die Autos der Zukunft auszubauen – das betrifft Ladesäulen für Elektroautos und Wasserstoff-Tankstellen. Einige der „Fit for 55“-Maßnahmen wurden bereits vom EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten im Februar 2023 beraten und beschlossen, darunter das Aus für Verbrenner-Motoren von Pkw.

Was sagt die Autobranche – und worauf müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher einstellen?

Relevanz der Elektromobilität

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) unterstreicht immer wieder die Relevanz der Elektromobilität. „Der schnelle Hochlauf der Elektromobilität hat bis 2030 klar Priorität”, hieß es in einem Positionspapier bereits vor dem EU-Beschluss. Grundsätzlich unterstütze der VDA auch das Ziel der EU-Kommission, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen, erklärte VDA-Chefin Hildegard Müller in einem Statement nach der Vorstellung des EU-Klimapakets im Juli 2021.

Nach der Einigung zwischen Bundesregierung und EU-Kommission sagte Müller in einer Pressemitteilung im März 2023: „Wir brauchen alle klimafreundlichen Technologien, um die EU-Klimaziele zu erreichen.“ E-Mobilität bleibe die zentrale Technologie, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. „Die finalen Details der Einigung sind noch zu bewerten.“

Noch keine Millionen Stromer auf den Straßen

Der VDA begrüßt es zwar, dass die Quote für erneuerbare Kraftstoffe deutlich erhöht werden soll. „Allerdings springt der Vorschlag zu kurz”, sagte Müller. Nach Berechnungen des VDA seien 30 % erneuerbare Kraftstoffe für 2030 erforderlich, damit die übrig gebliebenen Verbrenner klimafreundlich fahren könnten.

Noch dominieren die Verbrenner die deutschen Straßen: mit 31 Millionen Benzin-Pkw und 15 Millionen Diesel-Pkw. Dazu kommen nur knapp eine Million gasbetriebene Autos und klassische Hybride ohne Lademöglichkeit. Reine Stromer und Plug-in-Hybride sind seltener: Laut Statista überstieg die Anzahl der zugelassenen Elektroautos in Deutschland Ende des Jahres 2022 erstmals die Millionenmarke: Bis zum 1. Oktober 2023 wurden 1,3 Millionen Elektro-Fahrzeuge gezählt. Der Bestand von Plug-In-Hybrid-Pkw belief sich auf rund 900.000.

Der Wille zum Elektroauto ist da

Laut der Studie eReadiness des Tochterunternehmens strategy& der Unternehmensberatung PwC vom Oktober 2023 unter 12.500 privaten Verbraucher*innen aus weltweit 18 Ländern ist das Interesse an Elektrofahrzeugen insgesamt groß: 62 % der Befragten wollen in den kommenden fünf Jahren ein Elektroauto kaufen. 30 % der Befragten planen, bereits in den kommenden zwei Jahren ein Elektroauto zu erwerben.

In Europa sind Norwegen, die Schweiz und Deutschland aufgrund einer ausgereiften Ladeinfrastruktur und einer hohen Verbrauchernachfrage am stärksten auf die Elektromobilität vorbereitet. Italien und Spanien hinken trotz staatlicher Anreize hinterher. Das Schlusslicht in Sachen E-Mobilität bildet Australien.

Auffällig: Tech-Interessierte, pragmatische Menschen und Träumer*innen sind die typischen Käuferinnen und Käufer von Elektroautos im Jahr 2023 und in den Folgejahren. Schätzungen zufolge wird diese Gruppe 70 % der Nachfrage ausmachen. Zudem ergab die Studie:

  • Bei den Besitzer*innen von Elektrofahrzeugen (6 % der Befragten) handelt es sich hauptsächlich um einkommensstarke Männer mittleren Alters, die in Stadtzentren leben und Zugang zu privaten Parkplätzen haben.
  • 61 % der Befragten EV-Interessenten haben ein um 20 % geringeres Einkommen als EV-Besitzer*innen.
  • Bei den Skeptiker*innen (31 % der Befragten) handelt es sich überwiegend um Frauen, die über ein geringeres Einkommen verfügen und ca. 6 Jahre älter sind als die EV-Interessenten.

Der Online-Verkauf von E-Fahrzeugen

  • macht 20 % der E-Fahrzeugverkäufe aus, vor allem bei Premium-Fahrzeugen,
  • und ist für 65 % der Verbraucher vor allem wegen der Bequemlichkeit und der Preistransparenz attraktiv.

Großes Interesse an gebrauchten E-Fahrzeugen:

  • 60 % der Besitzer von E-Fahrzeugen bekunden ihr Interesse am Kauf eines Gebrauchtwagens aufgrund der niedrigeren Kosten und der sofortigen Verfügbarkeit.
  • Die Ungewissheit über den Gesundheitszustand der Batterie stellt jedoch das größte Kaufhindernis dar.

Und was machen die Autokonzerne?

Vor den strengeren EU-Plänen haben so manche Unternehmen schon eigene Ziele zu Diesel und Benzinern verkündet. Audi etwa plant, 2033 die Produktion von Verbrennern auslaufen zu lassen und ab 2026 nur noch neue Modelle auf den Weltmarkt zu bringen, die rein elektrisch angetrieben sind. Die Konzernmutter VW will in Europa zwischen 2033 und 2035 aufhören, 2026 soll noch eine Verbrenner-Generation starten. BMW möchte bis 2030 mindestens zur Hälfte rein elektrisch fahren. Nur noch auf Stromer will Opel 2028 in Europa setzen. Mercedes-Benz peilt die CO2-Neutralität seiner Flotte bis 2039 an. Ford will ab 2030 ausschließlich E-Autos anbieten.

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Illustration einer Frau, die auf einer Motorhaube sitzt