Währungsschwankungen, Chance und Risiko beim globalen Investieren
Viele internationale Aktienindizes verbuchten im vergangenen Jahr deutliche Zuwächse. Ganz vorne dabei waren der US-Technologieindex NASDAQ-100 und der japanische Nikkei 225. Beide setzten ihre Aufwärtsbewegung im ersten Quartal 2024 fort und markierten neue Höchststände. Der Nikkei 225 knackte sogar seinen alten Rekordstand aus dem Jahr 1989. Angesichts dieser Entwicklung sind Aktien aus den USA und Japan auch bei Anlegerinnen und Anlegern aus dem Euroraum gefragt.
Diversifizieren macht Sinn
Grundsätzlich ist es sinnvoll, Investments am Aktienmarkt auf Unternehmen aus verschiedenen Regionen zu verteilen. Mit einer solchen Diversifikation kann das Risiko, dass fallende Kurse eines Investments das Depot stark in Mitleidenschaft ziehen, reduziert werden. Abgesehen von dem Szenario einer globalen Wirtschaftskrise besteht die Chance, dass die schwächere Entwicklung einer Region durch die gute Entwicklung anderer Regionen teilweise oder ganz ausgeglichen wird.
Währungsschwankungen können Performance beeinflussen
Zu diesem allgemeinen Kursrisiko kommt bei Anlagen außerhalb des Euroraums das Währungsrisiko hinzu. Anlegerinnen und Anleger sind diesem Risiko ausgesetzt, wenn sie auf eine fremde Währung lautende Wertpapiere kaufen. Wer beispielsweise Aktien aus den USA im Depot hält, sollte den Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar im Blick behalten (EUR/USD). Für ein Investment in japanische Aktien ist das Währungspaar Euro / japanischer Yen (EUR/JPY) von Bedeutung.
Steigt der Kurs des Euro gegenüber der Auslandswährung an, verlieren die in Euro bewerteten ausländischen Papiere an Wert. Umgekehrt gilt: Sinkt der Kurs des Euro gegenüber der Auslandswährung, gewinnen die in Euro bewerteten ausländischen Papiere an Wert. Neben dem Risiko kann sich aus der Veränderung des Devisenkurses also auch eine Chance ergeben. Dies gilt nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen oder andere Anlagen in fremden Währungen.
Das folgende Beispiel einer fiktiven Anlage in eine US-Aktie verdeutlicht die Auswirkungen der Veränderungen von Aktienkurs und Währungskurs auf die Performance eines Investments. Ausgangspunkt ist der Kauf einer US-Aktie, die an der Heimatbörse zu 100,00 US-Dollar gehandelt wird. Notiert das Währungspaar (EUR/USD) bei 1,10 US-Dollar, würde sich für die US-Aktie an einer Börse in Deutschland ein Preis von 90,91 Euro ergeben.
Szenario 1: Unveränderter Währungskurs (EUR/USD = 1,10 USD)
Die Performance ergibt sich allein aus der Kursveränderung der Aktie.
Kurs in USD | Kurs in EUR | Performance* in USD | Performance* in EUR |
---|---|---|---|
150,00 | 136,36 | 50,00 % | 50,00 % |
120,00 | 109,09 | 20,00 % | 20,00 % |
110,00 | 100,00 | 10,00 % | 10,00 % |
100,00 | 90,91 | 0,00 % | 0,00 % |
90,00 | 81,82 | -10,00 % | -10,00 % |
80,00 | 72,73 | -20,00 % | -20,00 % |
50,00 | 45,45 | -50,00 % | -50,00 % |
*Performance ohne Berücksichtigung von Gebühren und Steuern.
Szenario 2: Euro steigt gegenüber US-Dollar (EUR/USD = 1,20 USD)
Die Performance in Euro verringert sich durch die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Kurs in USD | Kurs in EUR | Performance* in USD | Performance* in EUR |
---|---|---|---|
150,00 | 125,00 | 50,00 % | 37,50 % |
120,00 | 100,00 | 20,00 % | 10,00 % |
110,00 | 91,67 | 10,00 % | 0,83 % |
100,00 | 83,33 | 0,00 % | -8,33 % |
90,00 | 75,00 | -10,00 % | -17,50 % |
80,00 | 66,67 | -20,00 % | -26,67 % |
50,00 | 41,67 | -50,00 % | -54,17 % |
*Performance ohne Berücksichtigung von Gebühren und Steuern.
Szenario 3: Euro sinkt gegenüber US-Dollar (EUR/USD = 1,00 USD)
Die Performance in Euro erhöht sich durch die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Kurs in USD | Kurs in EUR | Performance* in USD | Performance* in EUR |
---|---|---|---|
150,00 | 150,00 | 50,00 % | 65,00 % |
120,00 | 120,00 | 20,00 % | 32,00 % |
110,00 | 110,00 | 10,00 % | 21,00 % |
100,00 | 100,00 | 0,00 % | 10,00 % |
90,00 | 90,00 | -10,00 % | -1,00 % |
80,00 | 80,00 | -20,00 % | -12,00 % |
50,00 | 50,00 | -50,00 % | -45,00 % |
*Performance ohne Berücksichtigung von Gebühren und Steuern.
Positive und negative Währungseffekte möglich
Das Beispiel mit seinen drei Szenarien zeigt: Währungsschwankungen können Auswirkungen auf die Performance eines Investments in ausländische Wertpapiere haben. Schon bei einer unveränderten Kursnotierung der Aktie in US-Dollar bewirkt die Aufwertung des Euro einen negativen Währungseffekt. Für Anlegerinnen und Anleger, die ausländische Aktien an einer deutschen Börse kaufen, wäre ein sinkender Aktienkurs bei gleichzeitiger Aufwertung des Euro das schlechteste Szenario.
Andererseits können sich aus Währungsschwankungen auch Chancen ergeben. Verlieren die ausländischen Aktien und der Euro an Wert, können die Aktienkursverluste zumindest zum Teil durch die Euro-Abwertung abgefedert werden. Steigen die Aktien und sinkt der Euro, kommen zu den Kursgewinnen die Währungsgewinne noch hinzu.
Währungssicherung, ja oder nein?
Stellt sich die Frage, ob Anlegerinnen und Anleger die Währungsrisiken reduzieren können. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. So bieten beispielsweise Emittenten von Zertifikaten ihre Produkte teilweise mit Währungssicherung an. Auch bei ETF gibt es Varianten, die Währungsrisiken absichern. Allerdings fallen für die Währungssicherung zusätzliche Kosten an, die bei Produkten ohne Währungssicherung nicht entstehen. Zudem muss im Hinblick auf Zertifikate beachtet werden, dass sich Anlegerinnen und Anleger hier weitere Risiken wie z. B. das Emittentenrisiko ins Depot holen.
Die Absicherung einzelner Aktien über Derivate auf das maßgebliche Währungspaar erfordert ein hohes Wissen und ist selbst für Profis eine Herausforderung. Dies liegt an den vielen Faktoren, die Einfluss auf den Kurs eines Währungspaares haben. Dazu zählen Inflationstrends, Unterschiede in der Produktivität der Volkswirtschaften, die Zinsdifferenz zwischen den Wirtschaftsräumen, politische Stabilität, Währungsreserven – um nur ein paar zu nennen. Alle diese Faktoren im Blick zu haben und daraus eine Prognose für die künftige Entwicklung eines Währungspaares abzuleiten, dürfte für private Anlegerinnen und Anleger eine hohe Hürde darstellen.
Eine Alternative besteht darin, die Währungssicherung vom Anlagehorizont und der Renditeerwartung für ein Investment abhängig zu machen. Bei langfristigen Investments in wachstumsstarke ausländische Aktien, an die eine hohe Renditeerwartung gestellt wird (z. B. US-Technologieunternehmen), fällt das Währungsrisiko bei der Gesamtperformance weniger stark ins Gewicht. Bei Value-Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen sind die Renditeerwartungen hingegen niedriger. Hier wirken sich Währungsschwankungen schon stärker auf die Performance des Investments aus. Gleiches gilt für verzinsliche Anlagen wie Anleihen in einer Fremdwährung. Die Höhe eines möglichen Renditevorsprungs gegenüber dem Heimatmarkt ist überschaubar und kann durch negative Währungseffekte schnell aufgezehrt werden.