Ist Geld umsonst?

Was Bares und Kartenzahlungen kosten

Finanzwissen 4 min Lesedauer 10.03.2022
Was kostet Geld

Es ist eine Frage, die Verbraucher*innen an der Ladenkasse häufig zu hören bekommen: „Zahlen Sie bar oder mit Karte?“ Dabei bevorzugen die Deutschen es, ihr Portemonnaie mit Scheinen und Münzen zu zücken. Das jedenfalls belegt eine Anfang 2020 veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes.

Wegen Corona passten im Laufe des Jahres 2020 jedoch viele ihr Bezahlverhalten an. Laut einer repräsentativen Erhebung der Bundesbank haben im ersten Pandemiejahr bei den alltäglichen Ausgaben vor allem Karten klar an Bedeutung gewonnen. Dennoch: Das Zahlen mit Bargeld bleibt weiterhin beliebt.

Mehr Kartenzahlungen seit Corona-Pandemie

Von allen erfassten Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Onlinehandel und bei weiteren Zahlungsanlässen wurden der Bundesbank zufolge im Jahr 2020

  • 30% mit einer Karte getätigt. In der Zahlungsverhaltensstudie von 2017 lag der Wert noch bei 21%.
  • 60% bar gezahlt –drei Jahre zuvor waren es noch 74%.

Bargeld verursacht hohe Kosten

Auch wenn Bargeld praktisch und bequem scheint – gratis ist es nicht. Jährlich verursacht das Bargeldsystem hierzulande laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule 2013 privatwirtschaftliche jährliche Kosten von

  • mehr als 12,5 Milliarden Euro insgesamt
  • und rund 150 Euro pro Bürger*in.

Dafür kommen die Bürger*innen – ohne es zu ahnen – indirekt auf: etwa durch höhere Ladenpreise oder Gebühren. Zum Vergleich: Alternative Zahlungsmittel wie Karten verursachen jährlich Kosten von lediglich 1,4 Milliarden Euro.

Bargeld kostet den Einzelhandel pro Jahr 6,7 Milliarden Euro

Von den mehr als 12,5 Milliarden Euro entfällt nach den Berechnungen der Forscher*innen der Steinbeis-Hochschule ein Großteil auf den Einzelhandel. Kassen in Läden oder Supermärkten müssen ständig ausreichend Wechselgeld vorhalten. Das, was Händler*innen an Barem einnehmen, ist ständig zu zählen und zu sichern – bis es zu einer Bank oder einem sogenannten Cash-Center gebracht wird.

Vor allem Mehrfachzählungen des Geldes, etwa bei Schichtwechseln, und das Vier-Augen-Prinzip zur Kontrolle der Bestände, machten sich auf der Kostenseite bemerkbar, schreiben die Forscher*innen in ihrer Studie. Den Personalaufwand hierfür beziffern die Wissenschaftler auf rund 5,7 Milliarden Euro. Zudem fallen unterschiedliche Aufwendungen etwa für den Transport von Bargeld durch spezielle Werttransporteure an, sodass sich die im Handel durch Bargeld verursachten Kosten insgesamt auf rund 6,7 Milliarden Euro beliefen.

So hoch sind die Herstellungskosten von Geld

Nach Angaben des Bankenverbandes kostet die Produktion eines Euro-Scheins im Schnitt etwa acht Cent. Je höher der Wert der Banknote, desto mehr steigen die Herstellungskosten. Am teuersten war der inzwischen eingestellte Druck der 500-Euro-Scheine – nämlich 16 Cent.

Auch das Prägen der Euro-Münzen kostet – für eine Ein-Cent-Münze sind es 1,65 Cent. Unter dem Strich schlagen der Steinbeis-Studie zufolge Druck und Prägung von Bargeld jedes Jahr mit rund 72 Millionen Euro zu Buche.

So hoch sind die Kosten für Kartenzahlungen

Ob mit Girocard oder Kreditkarte: Bargeldlos zahlen gilt als bequem. Bei der elektronischen Abrechnung zahlen die Händler*innen die Gebührens. Bei der Girocard sind es 0,2% der jeweils kassierten Summe, bei Kreditkarten etwa 1 bis 3% pro Transaktion. Im Gegenzug sparen Händler*innen bei den Kosten und dem Aufwand rund um Management und Transport von Bargeld.

Gut zu wissen: Auch auf Verbraucher*innen kommen bei Kartenzahlungen mitunter Kosten zu. Nach Recherchen der Zeitschrift „Finanztest“ wird bei 55 von 294 getesteten Girokonten für jede Bezahlung per Girocard eine Gebühr fällig. Dies zeige eine Untersuchung von Gehaltskonten bei 125 Banken in Deutschland.

Und wer profitiert vom Bargeldmanagement?

Euro-Münzen gibt das Bundesfinanzministerium aus und veräußert sie an die Bundesbank, damit diese die Münzen in den Umlauf bringt. Auf neue Euro-Noten hat die Bundesbank direkt das Monopol.  Aus Sicht der Wissenschaftler profitiert somit die Bundesbank vom Bargeldsystem. Dazu erklärt jedoch die Bundesbank: Zinserträge von Krediten, die die Banken für die Beschaffung der Banknoten bei ihr aufnehmen, sind Teil des Gesamtgewinns der Bundesbank. Und dieser Gewinn geht wiederrum zurück an das Bundesfinanzministerium – sprich: an den Staat.  

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