Weihnachtsrally an der Börse
Dicke Kursgewinne zum Jahresende?
Alle Jahre wieder gibt es sie an den Aktienmärkten, die Hoffnung auf eine Weihnachtsrally. Daran ist die Erwartung geknüpft, dass der Dezember ein sehr guter Börsenmonat wird und die Kurse steigen.
- Weihnachtsrally: Die Weihnachtsrally, auch bekannt als „Santa Claus Rally“ oder Jahresendrally, zählt ebenso wie „Sell in may and go away“ zu den saisonalen Börsenphänomen. Wobei die Weihnachtsrally im engeren Sinne nur sieben Tage umfasst – nämlich die letzten fünf Handelstage des alten und die ersten zwei Handelstage des neuen Jahres. In dieser Zeit sind in manchen, aber nicht in allen Jahren, die Aktienmärkte gestiegen. Im Jahr 1972 war ein solcher Trend erstmals ausgemacht worden; er lässt sich allerdings bis ins Jahr 1900 zurückverfolgen.
In zwei von drei Jahren legen Aktienindizes zum Jahresende zu
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Weihnachtsrally kommt und zum Jahresende an der Börse aufwärts geht, ist gegeben. „Der deutsche Leitindex DAX beispielsweise zeigte im Monat Dezember in 26 Jahren steigende und nur in acht Jahren fallende Werte“, sagt Thomas Strelow von der Börse Düsseldorf.
„In zwei von drei Jahren legen nach statistischen Auswertungen Aktienindizes zum Jahresende zu“, so Strelow. Traditionell gilt der Dezember als starker Börsenmonat. „Dass das Weihnachtsgeschäft im Handel die Aktienmärkte zum Jahresende antreibt, ist ein Trugschluss“, betont Strelow. Denn abgerechnet werde erst Mitte Januar.
Wie kommt es zum starken Dezember?
Eine mögliche Erklärung, wie die Weihnachtsrally entsteht: „Wenn die Börsen im Dezember im Schwung sind und Hochs verzeichnen, nehmen wenige Tage vor Weihnachten die Handelsaktivitäten ab, um den Status Quo zu sichern“, erklärt Strelow.
Als weiterer Grund, warum der Dezember ein starker Börsenmonat ist, gilt das sogenannte „Windowdressing“. Dabei geht es um eine spezielle Praktik von Fondsmanager*innen, die ihre Bilanz für das Gesamtjahr verschönern wollen und zum Jahresende die gut laufenden Aktien nachkaufen und solche mit Verlusten verkaufen. Ob das tatsächlich Einfluss auf das Börsengeschehen hat, ist allerdings fraglich.
Aussichten für eine „Santa Claus Rally“ in diesem Jahr
Die Frage, die die meisten Anleger*innen indes interessiert, ist: Wie sind die Aussichten in diesem Jahr? „Für das Jahresfinale sieht es im Prinzip sehr gut aus, jedoch gibt es ein großes Aber“, sagt Strelow. Von der Inflationsseite gab es zuletzt positive Signale für die Aktienmärkte. Der DAX beispielsweise war zuletzt auf ein neues Hoch von über 16.000 Punkten gestiegen – so hoch wie seit Ende August nicht mehr. Allerdings ist derzeit alles andere als sicher, ob der DAX nachhaltig über der Marke von 16.000 Punkten liegt. Denn es lässt sich nicht von vergangenen Kursbewegungen auf die Zukunft schließen.
Unsicherheitsfaktor: Wie geht es mit der Wirtschaft weiter?
Hinzu kommt, dass niemand weiß, wie es mit der Wirtschaft in Deutschland und weltweit weitergeht. Sollten die Zentralbanken sich dazu entschließen, erneut die Leitzinsen zu erhöhen, um so die Inflation zu drücken, kann dies die Konjunktur bremsen und die Wirtschaft in eine Rezession rutschen lassen. Nach weiteren Leitzinserhöhungen sieht es zwar momentan nicht aus, aber ausschließen lässt sich bislang nichts. Ein weiterer Risikofaktor in Sachen Weihnachtsrally ist die Haushaltskrise der Bundesregierung. Sie sorgt für Unsicherheit, wie es mit der Wirtschaft weitergeht – auch das kann sich an den Aktienmärkten bemerkbar machen.
Nicht zuletzt hat die globale politische Lage Einfluss auf die Stimmung an den Aktienmärkten. Bremsklötze könnten die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sein. Sollten sie sich weiter verschärfen beziehungsweise weitere Krisenherde hinzukommen, wirkt sich das auch an den Börsen aus.