Geld anlegen
In Wertpapiere oder in Immobilen?
In Wertpapiere investieren – oder besser in Immobilien? Vor dieser Frage stehen viele, die Geld anlegen möchten. Doch einen Königsweg gibt es nicht. Interessierte müssen für sich selbst herausfinden, welche der beiden Optionen besser passt.
Geld aufs Sparbuch einzahlen: Viele tun es immer noch. Früher war das dank üppiger Erträge attraktiv. Doch damit ist es längst vorbei. Das Zinsniveau beim klassischen Sparbuch ist trotz der jüngsten Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vergleichsweise niedrig, der Einlagenzins der EZB liegt aktuell bei 1,5% (Stand Oktober 2022).
- Tipp: Mittlerweile können Sie wieder von attraktiven Sparangeboten, wie einem flexiblen Tagesgeld-Konto oder einem Sparbrief mit fester Laufzeit, profitieren. Hier winken Ihnen schon wieder attraktive Zinsen.
Allerdings: Der sogenannte Realzins bleibt extrem niedrig. Der Realzins ist das, was von Zinsanlagen nach Abzug der Inflation übrig bleibt. Wer Geld lukrativer anlegen möchte, sollte sich nach Alternativen umsehen. Als eine Option fällt vielen ein Investment in Wertpapiere ein, andere denken an eine Immobilie. Aber Achtung: Jede Variante hat Vorteile, aber auch Nachteile.
Was beim Geldanlegen grundsätzlich gilt
Bevor Sie mit dem Geldanlegen loslegen, sollten Sie sich klarmachen, dass das Risiko mit zunehmender Rendite steigt. Mit anderen Worten: Je höher die Rendite, desto größer ist das Risiko, dass Sie einen Teil oder unter Umständen auch das gesamte angelegte Geld verlieren können. Ebenfalls wichtig: „Bevor man Geld anlegt, sollte man immer zuerst versuchen, Schulden abzubauen“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. „Kredite und Darlehen abzuzahlen, ist meist die beste Geldanlage, die man machen kann“, fügt sie hinzu.
Weitere Punkte, die Sie vor dem Geldanlegen für sich klären sollten:
- Wie viel Geld habe ich zur Verfügung?
- Wie viel davon brauche ich aktuell oder in nächster Zeit?
- Habe ich genügend Reserven für ungeplante Ausgaben?
Alle Fragen geklärt? Dann nehmen wir mal die Anlage-Optionen „Wertpapiere“ und „Immobilie(n)“ unter die Lupe.
Was für Wertpapiere spricht
Wer als Verbraucher*in in Aktien investieren möchte, kann auf einzelne Aktien, herkömmliche Aktienfonds oder aber ETFs setzen. ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds. „Aufgrund der breiten Risikostreuung eignen sich ETFs hervorragend für kleinere Vermögen“, erklärt Oelmann. Wer möchte, kann sich ein komplettes Depot aus nur drei ETFs bauen – und damit neben den internationalen Aktienmärkten auch die Anlageklasse Anleihen abdecken.
- Die ETF-Kosten sind im Gegensatz zu herkömmlichen Aktienfonds sehr niedrig. „Das liegt daran, dass bei einem ETF kaum Managementkapazität benötigt wird“, so Oelmann. Die jährlich wiederkehrenden Kosten betragen statt oft mehr als 2% wie bei herkömmlichen Fonds (inklusive versteckter Kosten) bei ETFs oft nur 0,1 bis 0,5% des angelegten Kapitals.
- Bei ETFs fallen geringere Provisionen an Banken oder Finanzvertriebe an.
Was gegen Wertpapiere spricht
Die Geldanlage in Wertpapiere und Fonds garantiert nicht von vornherein einen Zugewinn. Denn zu den Nachteilen gehört:
- Weder Dividende noch Kursgewinne sind garantiert. Wer Ihnen eine hundertprozentige Sicherheit bei dieser Geldanlage in Aussicht stellt, ist unseriös.
- Aufgrund möglicher Kursschwankungen muss auch mit (hohen) Verlusten gerechnet werden.
- Bei Einzelaktien kann im Extremfall ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals drohen, etwa aufgrund einer Unternehmensinsolvenz.
Was für Immobilien spricht
Der Mietmarkt ist angespannt – da erscheint vielen eine Investition in eine Immobilie als verlockend. Nicht umsonst ist von Immobilien als „Betongold“ die Rede.
- Die eigengenutzte Immobilie kann ein solider Bestandteil der Altersvorsorge sein, da eventuell Mietzahlungen im Alter entfallen.
- Wer die Immobilie vermietet, erzielt Einnahmen, die zum Beispiel für die Tilgung des Kredits verwendet werden können.
- Durch den langanhaltenden Besitz einer Immobilie ist eine langfristige Wertsteigerung möglich.
Was gegen Immobilien spricht
Auch ein Immobilienkauf ist immer mit Risiken verbunden. Zudem: „Eine Immobilie zu verwalten, vor allem eine fremdgenutzte Immobilie, ist etwas aufwändiger als ein Anlagekonto im Blick zu haben“, sagt Oelmann. Darüber hinaus gibt es Folgendes zu bedenken:
- Die Zeiten niedriger Bauzinsen gehören aktuell der Vergangenheit an. Bereits seit Anfang 2022 sind Immobilienkredite deutlich teurer geworden, zuletzt (Stand: November 2022) war bei den Zinsen oft vor dem Komma eine „4“ zu finden. Wie die Zinsentwicklung weiter verläuft, ist ungewiss – möglicherweise steigen sie weiter. In der Folge würde sich dann auch der Immobilienkredit verteuern. Und Achtung: Wer für die Finanzierung einer Immobilie einen Kredit aufnimmt, sollte ein Eigenkapital von rund 20% des Gesamtpreises haben – dann ist die Sache auch finanziell realistisch.
- Beim Erwerb einer Immobilie ist nicht allein der Kaufpreis entscheidend. Es fällt eine Reihe von Nebenkosten an. Das sind zum Beispiel Grunderwerbssteuer, Grundbucheintrag und Notargebühren. Je nach Bundesland liegen diese Nebenkosten zwischen 7% und 14% des Kaufpreises.
- Bei einer Immobilie müssen Sie immer Instandhaltungs- und Reparaturkosten einkalkulieren.
- Bei einem vermieteten Objekt kann es Ärger mit Mieter*innen geben – zum Beispiel, weil sie nicht zahlen.
- An eine selbstgenutzte Immobilie binden Sie sich in der Regel längerfristig. Steht zum Beispiel beruflich bedingt ein Umzug in eine andere Stadt an, müssen Sie das Haus oder die Wohnung womöglich zu schlechteren Konditionen verkaufen.
- Durch eine eigengenutzte Immobilie können Sie finanziell unflexibel sein, wenn Sie kurzfristig anderweitig Kapital benötigen.