Was ist eigentlich Wohlstand?
Faktoren für ein zufriedenes Leben
„Geld allein macht nicht glücklich“, sagt ein altes Sprichwort. Stimmt, zeigt auch eine Studie mit dem Titel „Die Wohlstandsformel – was die Deutschen zufrieden macht“. Für die repräsentative Umfrage im Auftrag der Union Investment hat das Marktforschungsinstitut Kantar Emnid von Juni bis August 2018 mehr als 3.000 Erwachsene in Deutschland befragt. Die Ergebnisse zeigen: Bei der Wohlstandsformel geht es nicht nur um Besitz, Einkommen und Vermögen, sondern auch um das allgemeine Wohlbefinden, Lebensziele und das, was die Menschen antreibt, bestimmte Entscheidungen zu treffen.
„Die Ergebnisse bestätigen, dass emotionaler beziehungsweise gefühlter Wohlstand sowie materieller Wohlstand wie zwei Seiten derselben Medaille zusammengehören und sich daher kaum getrennt voneinander betrachten lassen“, fasst Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, die Ergebnisse zusammen. Grundsätzlich scheinen die Deutschen ein überwiegend zufriedenes Volk zu sein: 52% sagen, dass sie mit ihrem Leben äußerst zufrieden sind. 45% ordnen sich dazwischen ein, nur 3% sind unzufrieden. Auf einer Skala von 0 bis 10 ergibt das einen Zufriedenheitsindex von 7,2.
Doch was genau sorgt für die Lebenszufriedenheit – und was hat das mit dem Sparverhalten zu tun? Die Studie kommt in puncto materieller Wohlstand unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- Mit dem Einkommen steigt die Zufriedenheit: Laut Studie wenig überraschend steigt der Zufriedenheitsindex mit dem Einkommen: Wer nur bis zu 1.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen zur Verfügung hat, kommt auf einen Zufriedenheitsindex von 5,8. Bei einem verfügbaren Haushaltseinkommen von über 4.000 Euro liegt er bei 8,2.
- Wer Geld verschenkt, ist glücklich: Am zufriedensten sind Menschen, die in den vergangenen Jahren einen größeren Geldbetrag verschenkt haben. Hier hat die Studie einen Zufriedenheitsindex von 8,2 ergeben.
- Glückliche Immobilienbesitzer*innen: Wer sich in den letzten zehn Jahren eine eigene Immobilie angeschafft hat, ist ebenfalls sehr zufrieden (Zufriedenheitsindex von 8,0).
- Vermögen macht glücklicher: Menschen mit frei verfügbaren 100.000 Euro und mehr haben einen Zufriedenheitsindex von 8,4; diejenigen mit weniger als 10.000 Euro auf der hohen Kante nur von 6,7.
- Sparer*innen sind zufriedener: Von den Befragten, die monatlich feste Beträge sparen, sind knapp zwei Drittel zufrieden – und zwar unabhängig davon, was sie verdienen. Wer nur zurücklegt, was übrigbleibt, ist eher unzufrieden (39%).
Weitere Ergebnisse der Spar-Frage: Fast zwei Drittel derjenigen, die unzufrieden sind, sparen gar nicht. Wer mit seinem Leben zufrieden ist, spart durchschnittlich 481 Euro pro Monat. Das entspricht einer Sparquote von 14,6%. Alle anderen legen im Schnitt 316 Euro auf die Seite. Das Sparziel „Notgroschen“ ist im Durchschnitt für 54% der Befragten wichtig.
In Bezug auf den immateriellen Wohlstand liefert die Studie diese Erkenntnisse:
- Je größer die Familie, desto glücklicher: Dort wo vier oder mehr Personen im Haushalt leben, sagen fast zwei Drittel der Befragten (64%), dass sie zufrieden sind. Bei Einpersonenhaushalten sind das nur 40%.
- Bildung macht zufrieden: Wer einen Uni- oder FH-Abschluss hat, ist laut Studie zufriedener (70%) als Befragte mit Hauptschulabschluss (41%).
- Hochzeit und Karriere machen glücklich: Eine Hochzeit in den vergangenen zehn Jahren sorgte für Zufriedenheitswerte von 7,8 Punkten. 7,9 Punkte auf der Zufriedenheitsskala erreichten diejenigen, die einen Karriereschritt nach oben gemacht haben.
Alles in allem zeigt die Studie auch, dass die meisten Deutschen mit ihren finanziellen Möglichkeiten zufrieden sind:
- Jede*r Vierte glaubt, dass er sich alles leisten kann, was er möchte.
- Lediglich 9% geben an, sich nur das Nötigste leisten zu können.
- 65% ordnen sich dazwischen ein.
- Bemerkenswert: Im Osten Deutschlands geben beinahe doppelt so viele Menschen wie im Westen an, sich nur das Nötigste leisten zu können.
- Insgesamt 36% der Befragten rechnen damit, dass sie sich in zehn Jahren alles leisten können, was sie haben möchten, und blicken damit optimistisch auf ihren künftigen materiellen Wohlstand.
Bei den Faktoren, die die Menschen unzufrieden machen, liegen Familienthemen vorne – etwa die Pflege Angehöriger oder eine Scheidung. Wie die Studie zeigt, gibt es beim Zufriedenheitsindex sowohl beim materiellen als auch beim immateriellen Wohlstand kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Lediglich bei den Sparzielen unterschieden sich die Angaben etwas: Den Frauen sind demnach Reisen und Kinder etwas wichtiger, bei den Männern spielt hingegen das Eigenheim eine größere Rolle als bei den Frauen (23 versus 16%).