Chart of the Week | 22.06.2018

Go for Gold

3 min Lesedauer 22.06.2018

„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Mit diesen Worten resigniert das Gretchen in Goethes Faust angesichts des menschlichen Drangs zu materiellem Besitz. Weniger um den materiellen Wert des Edelmetalls geht es den 32 Teams, die bei der Fußball-WM in Russland auf der Jagd nach Goldmedaillen und vor allem natürlich nach dem FIFA-WM-Pokal sind, der (neben zwei Ringen aus Malachit) aus fast 5kg purem Gold im Wert von rund 170.000 Euro besteht.

 

Über besonders fähige Vertreter ihres Fachs sagt man gerne, sie seien „ihr Gewicht in Gold wert“ oder „nicht mit Gold aufzuwiegen“. Wir wollten einmal wissen, wieviel Wahrheit mit Bezug auf die Fußball-WM in dieser Redewendung steckt. Bereits vor dem Start des Turniers hatten wir uns die Transfermarktwerte der teilnehmenden Mannschaften angesehen und in Relation zur jeweiligen Position in der FIFA-Weltrangliste gesetzt. Heute soll unsere Vergleichsgröße der Gegenwert sein, den man für das jeweilige Team an der Londoner Edelmetallbörse erhielte, wenn es denn tatsächlich aus purem Gold bestünde.

 

Go for Gold: Transfermarktwerte der WM-Teams und Gegenwert ihres Gewichts in Gold

Transfermarkt Gold
Quelle: transfermarkt.com, kicker.de, SIX Financial Information, ING Economic & Financial Analysis

Die großen Stars der WM übertreffen den Vergleichswert deutlich: Die 180 Millionen Euro, auf die der Marktwert von Lionel Messi taxiert wird, sind mehr als das 70fache der rund 2,5 Millionen Euro, die seine 72kg Körpergewicht in Gold wert wären. Der gleich teure, aber 3kg leichtere Brasilianer Neymar kommt sogar fast auf den Faktor 74. So kann es auch nicht verwundern, dass die großen Fußballnationen diese Hürde ohne Probleme nehmen. Nur sieben Mannschaften im Teilnehmerfeld sind nicht „ihr Gewicht in Gold wert“. 

 

Dabei bedient unsere „Goldrangliste“ durchaus einige Klischees. Bei Mexiko und Japan denken wohl viele Fußballfans eher an kleine flinke Spieler als an wuchtige Mittelstürmer und Innenverteidiger. Und diese beiden Mannschaften sind in der Tat die leichtesten im Teilnehmerfeld. Auch die „Wikinger“ aus Island entsprechen dem Bild vom großgewachsenen, kräftigen Hünen. Allerdings bringt sie das nur auf Platz drei hinter Serbien und – man höre und staune – Deutschland. Das Team von Jogi Löw hat tatsächlich den schwersten 23er-Kader der WM. Die Auftaktniederlage setzte es ausgerechnet gegen das leichteste Team aus Mexiko – vielleicht sollten die eigens eingeflogenen Mannschaftsköche ab sofort kleinere Portionen anrichten? Denn im echten Leben werden die Spieler natürlich nicht in Gold aufgewogen. Und selbst wenn – einen WM-Titel könnte man dafür nicht kaufen.